Gelbwesten in Frankreich

09. Januar 2019, 19.00 Uhr im Bahnhof Langendreer, Raum 6

„Gelbwesten“ in Frankreich

Seit Wochen halten die Proteste der „gelben Westen“ in Frankreich an. Sie haben begonnen, als die Regierung eine deftige Steuererhöhung auf Benzin angekündigt hat. Inzwischen haben die Protestierenden ihre Forderungen ausgeweitet; sie verlangen höhere Löhne, eine Besteuerung der Reichen, Maßnahmen gegen die grassierende Obdachlosigkeit, mehr Einfluss des Volks auf die Gesetzgebung und vieles andere – und den Rücktritt „ihres“ Präsidenten Macron, der sich für sie als Enttäuschung erwiesen hat.

Dass die Proteste inzwischen ganz Frankreich erfasst (und sich übrigens auch auf Belgien ausgeweitet haben), kriegt man hier in Deutschland ja noch so einigermaßen mit. Mit Informationen darüber, was die Gelbwesten eigentlich wollen, sieht es schon etwas anders aus.

Viel wichtiger als die Deutschen darüber angemessen zu unterrichten, findet unsere Qualitätspresse nämlich die Frage, ob sich da eventuell Radikale von links oder rechts unters Volk mischen und vor allem, ob „Gewalt“ im Spiel ist. Darunter verstehen die deutschen Journalisten natürlich nicht die bei jeder Demonstration vorsorglich versammelte und martialisch ausgerüstete Polizei, ihre Tränengas-Granaten, Wasserwerfer und Räumpanzer bzw. die präventive Verhaftung der ,üblichen Verdächtigen’ bereits vor Beginn der Demonstrationen – das alles fällt ja unter den Auftrag, „die Ordnung aufrechtzuerhalten“. „Gewalt“ ist für die Presse ganz eindeutig nur dort erkennbar, wo Barrikaden gebaut werden, Scheiben zu Bruch gehen oder Autos brennen. Wenn sie dann die Proteste bilanzieren, gilt ihre ganze Sorge der Frage, ob Macron sich gegenüber dem Protest durchsetzt, in seinem „Reformkurs“ hart genug bleibt oder etwa einknickt. Der Gesichtspunkt, ob die Protestierenden ihre materiellen Sorgen und Beschwerden durch Zugeständnisse der Regierung wenigstens ein Stück weit vom Hals kriegen, spielt demgegenüber einfach keine Rolle. Darin zeigt sich viel Parteilichkeit der freien Presse für das europäische und vor allem deutsche Programm, das Volk für Staatshaushalt, Euro und Wirtschaftswachstum zu verarmen – so wie Deutschland es mit seinen Hartz-IV-Gesetzen so vorbildlich vorgemacht hat…

Wir wollen darüber diskutieren

– was die „Gelbwesten“ an Frankreich und Macron auszusetzen haben;
– wie die deutsche Presse die französischen Proteste darstellt,
– ob und wenn ja welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind.

100 Jahre Novemberrevolution

100 Jahre Novemberrevolution – eine marxistische Bilanz

Im Unterschied zwischen vielen anderen Ereignissen spielt die Novemberrevolution keine große Rolle in der nationalen Geschichtsschreibung. Zu Unrecht. Denn die damalige Auseinandersetzung zwischen reformistischer und revolutionärer Arbeiterbewegung hat das gesamte folgende Jahrhundert geprägt. Grund genug, sich damit einmal zu befassen…

Mit einer Flut von Veröffentlichungen, Gedenkveranstaltungen und Feuilletonbeiträgen erinnert man zur Zeit an die Revolution von 1918/19. Politiker, Historiker und Gewerkschafter loben die Novemberrevolution, indem sie die BRD loben. Um den “wahren Beginn unserer Demokratie” und den “Startschuss” für das Erfolgsmodell Sozialpartnerschaft soll es sich dabei gehandelt haben. Aus dieser Art Äußerung lässt sich weniger über die Geschichte erfahren, als über die Versuche von Gewerkschaften und Sozialdemokratie die eigene, kontinuierliche Erfolgsstory zu verfassen.

Die Gruppe K lädt ein zu Vortrag und Diskussion, wir wollen:

  • besprechen, wie es dazu kam, dass die deutsche Arbeiterbewegung in (mindestens) zwei ziemlich verfeindete Lager zerfiel
  • klären, was die Revolution an der Gesellschaft tatsächlich änderte
  • erinnern, mit welcher linken, rätekommunistischen Konkurrenz die Mehrheits-SPD zu dieser Zeit konfrontiert war und mit welchen blutigen Maßnahmen sie es schaffte, diese Konkurrenz aus dem Weg zu räume
  • Bilanz ziehen und fragen, ob es sich für die Arbeiterschaft in Deutschland wirklich gelohnt hat, auf die Karte Demokratie und Sozialpartnerschaft zu setzen

Vortrag & Diskussion an folgenden Terminen:

  • 5. November um 18.00h an der Ruhr-Universität Bochum, GA 03/49
  • 7. November um 19.00h im Nordpol in Dortmund, Münsterstr. 99 (Der regelmäßige Diskussionstermin der Gruppe K ist im Oktober einmalig nach Dortmund verschoben).