DDR: 30 Jahre weg, nicht tot genug?

Die bundesdeutsche Öffentlichkeit beschäftigt sich mal wieder mit einem ihrer Lieblingsthemen. Gleich drei Jahrestage („Wiedervereinigung” am 3.Oktober; 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9.November; 70. Jahrestag der Gründung der DDR am 7.Oktober) sind Anlass dafür, dass in Nachrichten, Dokus, Interviews, Spielfilmen und Serien – schön aufbereitet nach jeweiligem Bildungsgrad und kulturellem Bedürfnis – sämtliche Bundesbürger daran erinnert werden, was von der Ex-DDR zu halten ist:

Sie war ein „Unrechtsregime” und ein „Pleitestaat”, hat nicht funktioniert (bis auf die Stasi und die Gefängnisse natürlich), weshalb sie zu Recht nicht mehr existiert. Sie hat den Sozialismus damit nachhaltig bis auf die Knochen blamiert – so dass wir alle fürchterlich froh sein können, in der guten alten BRD zu leben.

Seit 1949 gilt für die BRD: die DDR muss weg. Früher weg von der Landkarte, heute weg aus der positiven Erinnerung. Der Systemvergleich findet auch Jahre nach dem Ableben des Realsozialismus noch statt und fällt wie von selbst stets zugunsten der BRD aus. Als wäre das alles nicht genug, findet die Politik, das man das Alles gar nicht oft genug sagen könne und sorgt sich, dass Schüler kaum etwas (Schlechtes!) über die DDR wissen, dass ehemalige DDR-Bürger sich zurücksehnen (Achtung: Ostalgie) und überhaupt einige Ewiggestrige doch glatt den Sozialismus für eine gute Idee halten.

Warum fürchtet sich diese Gesellschaft eigentlich so vor der Diskussion einer Alternative? Und warum legt sie soviel Wert darauf, sich ein ums andere Mal selbst zu bestätigen, dass es anders als hier nun mal nicht funktioniert? Vielleicht spricht ja auch das Leben in der BRD-Gesellschaft nicht einfach so für sich, weshalb man immer wieder diese verhasste Alternative schlecht reden muss…

Wir werden uns also mit einem bemerkenswerten Beispiel offizieller Erinnerungspolitik beschäftigen.

Dazu laden wir euch ein, mit uns zu diskutieren am Mittwoch, den 9. Oktober 2019 um 19:00 Uhr im Kulturbahnhof Langendreer, Raum 6 (über dem Kino).

Zivile Seenotrettung

Zivile Seenotrettung – Das Ertrinken von Geflüchteten im Mittelmeer als europäischer Machtkampf

Bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, kommt auf dem Weg zwischen Libyen und Italien mittlerweile fast jeder sechste Geflüchtete ums Leben. Das ist für die europäischen Staaten kein Grund, ihre auf Abschreckung zielende Politik der “Festung Europa” zu ändern – im Gegenteil: Mehr Geld gibt es allein für Frontex. Das wollen einige ihrer Bürger nicht hinnehmen. Gegen das Sterben im Mittelmeer haben sie eine zivile Seenotrettung organisiert. Diese humanitären Aktionen werden insbesondere von Italien auf allen möglichen Ebenen hart bekämpft -/ siehe die Fälle von Carola Rackete, “Open Arms” und anderen Schiffen.

Folgende Fragen stellen sich dabei für uns:

  • Was ist da sachlich eigentlich los?
  • Was hat es mit dem Seevölkerrecht auf sich, auf das sich beide Seiten berufen?
  • Warum verhalten sich die beteiligten Staaten, insbesondere Deutschland und Italien, so wie sie es tun?
  • Stimmt es, dass die EU- Staaten hier einfach ihre „humanitäre Verantwortung“ vergessen haben und von engagierten Seenotrettern daran erinnert werden müssen?

Das wollen wir besprechen am Mittwoch, den 04.09.2019, 19 Uhr im Bahnhof Langendreer, Raum 6.