Produktivität und technischer Fortschritt im Kapitalismus:
Weder Fluch noch Segen
“Geht uns die Arbeit aus?” – “Weniger Arbeitsplätze in der Industrie 4.0?” – “Roboter ersetzen die Hälfte der deutschen Arbeitsplätze”
Mit solchen und vergleichbaren Äußerungen wird über technischen Fortschritt im Hinblick auf Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt öffentlich berichtet und diskutiert.
Auch die steinalte Debatte “technischer Fortschritt – Fluch oder Segen?” darf da natürlich nicht fehlen. Und so wird munter problematisiert, dass “mehr soziale Ungleichheit droht” und daher in jedem Fall ein “verantwortungsbewusster Umgang” mit “den Folgen des Fortschritts” auf der Tagesordnung stünde.
Es ist seltsam, wie da diskutiert wird. Technik ist darin nicht das zweckmäßig eingesetzte Mittel, mit dem sich die Menschheit das Leben erleichtert, sondern umgekehrt: Sie erscheint stattdessen als „Herausforderung“, als sich irgendwie sachzwanghaft vollziehende Entwicklung, bei der die Menschen aufpassen müssen, dass sie überhaupt noch ihren Platz behalten.
Die Realität sieht etwas anders aus: Die Unternehmen revolutionieren sämtliche Arbeitsplätze in diesem Land dauernd. Sie führen technische Neuerungen ein, bessere Maschinen oder Roboter, digitalisieren Verwaltung und Buchhaltung und sparen sich damit viele Arbeitsplätze. Die Arbeitszeit derjenigen, die in den Fabriken und Büros bleiben dürfen, wird darüber keineswegs kürzer und für die meisten auch nicht weniger anstrengend. Damit nicht genug: Überall blasen Arbeitgeber und Regierungen zum Angriff auf die bisherigen Arbeitszeitregelungen. In Österreich wurde letztes Jahr die 60-Stunden-Woche eingeführt, in Deutschland die Lebensarbeitszeit auf 67 Jahre erhöht (inzwischen ist schon von 69 die Rede) und die Landesregierung NRW will per Bundesrat die Grenze von 10 Stunden Arbeit pro Tag abschaffen.
Die neuen Technologien verringern den nötigen Arbeitsaufwand zur Herstellung aller möglichen schönen und nützlichen Dinge – dass die Arbeit für alle weniger und bequemer würde, kommt in dieser Gesellschaft dabei nicht heraus.
Warum das so ist, wollen wir mit euch diskutieren.
03.04., 19 Uhr, Raum 6, Bahnhof Langendreer, Bochum