Wohnen und öffentlicher Raum im Kapitalismus

 

In der Herner Straße in Bochum haben kürzlich einige Leute ein Haus besetzt. Sie wollen damit ein Zeichen setzen dagegen, dass immer mehr Leute die verlangten Mieten nicht zahlen können. Und auch dagegen, dass immer weniger öffentlicher Raum für nicht-kommerzielle Nutzung zur Verfügung gestellt wird. Damit rühren sie an eine harte Frage dieser Gesellschaft.

Wohnraum ist in einer Marktwirtschaft nämlich Eigentum und gehört deshalb im Normalfall nicht demjenigen, der darin lebt, sondern anderen. Das bedeutet, dass Eigentümer ihre Immobilien als Geschäftsmittel nutzen, sprich: Sie wollen sie rentabel vermieten, sie gewinnbringend verkaufen oder darauf spekulieren.

Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn viele sich wegen ihres knappen Geldbeutels ein Dach über dem Kopf immer weniger leisten können. Mehr als ein Drittel ihres Einkommens müssen schon die sog. „Normalverdiener“ inzwischen dafür hinlegen! In der Folge sind in Deutschland (einem Land mit sehr hohem Mieteranteil) 335.000 Menschen ohne Wohnung, mehrere Zehntausend sind obdachlos – Tendenz steigend. Ein Haus steht in dieser Gesellschaft eben eher leer und verfällt, bevor jemand dort einzieht, der zwar eine Wohnung braucht, für diese aber nicht genügend zahlen kann.

Wir wollen mit euch darüber diskutieren, wie die Wohnungsfrage im Kapitalismus aussieht, wie Grundeigentum, Miete, öffentlicher Raum zusammenhängen. Dabei gefällt uns – soviel sei vorweg festgestellt – die Schlussfolgerung von Bert Brecht:

„In Erwägung, dass da Häuser stehen,
während Ihr uns ohne Bleibe lasst,
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen,
weil es uns in uns’ren Löchern nicht mehr passt.“