Fair Trade, Bio, Regional. Beim Einkaufen die Welt verbessern?

Die Liste der Horrormeldungen ist lang: Brände und einstürzende Fabriken in Südostasien, wo Näherinnen für Hungerlöhne Klamotten herstellen. Dioxin in Eiern, krankmachende Pestizide in Obst und Gemüse, Hormone im Fleisch. Gerodete Wälder, bedrohte Tierarten und überfischte Meere. Und so weiter und so weiter!

All das ist im real existierenden Kapitalismus an der Tagesordnung. Fast wie selbstverständlich steht mit der Horrormeldung in der Regel bereits fest, wer die Verantwortung für all das Elend tragen soll: WIR! Wir als Konsumenten, weil wir die Produkte kaufen, die unter solchen Bedingungen hergestellt werden. Wir, weil wir mit unserem Konsum irgendwie und gewissermaßen die Sauereien der Agrar-, Lebensmittel– und auch allen anderen Industrien in Auftrag gegeben haben sollen. Grund dafür soll unser mangelndes Verantwortungsbewusstsein sein und unser Wille, für kleines Geld möglichst viel abzustauben. Damit steht die Lösung des Problems fest: Teurer, aber dafür „fair“, „bio“ und „regional“ einkaufen!

Stimmt das? Was ist dran an der für selbstverständlich gehaltenen Behauptung, dass „der Konsument“ diese Hässlichkeiten verursacht? Haben wir, weil wir diese Sachen kaufen, tatsächlich in Auftrag gegeben, dass sie unter diesen Bedingungen und mit diesen Konsequenzen produziert werden? Wer findet eigentlich qualitativ minderwertige, chemisch behandelte Kleidung gut? Wer ruft nach Smartphones, die maximal zwei Jahre lang funktionieren und deren Herstellung den Regenwald kaputt macht? Und was bewirken „Fair-Trade“ und „Biologischer Landbau“?