Lehre der Corona-Krise über Krankenhäuser

Seit Jahren werden in Deutschland Krankenhäuser geschlossen, Krankenhausbetten reduziert. Am Pflegepersonal wird gespart, die Bevorratung mit Heil- und Desinfektionsmitteln sinkt in Praxen, Krankenhäusern und überall geht es um die Vollauslastung der Kapazitäten unter Normalbedingungen – alles gemäß dem gesundheitspolitisch gewollten „Wirtschaftlichkeitsgebot“. Ärzte, Schwestern und auch die Patienten finden das mehrheitlich mindestens lästig bis belastend und in vielen Fällen hinderlich bis gefährlich. Und mancherorts wurde an Kliniken und in Pflegeheimen protestiert und gestreikt für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Patientenversorgung – unter Normalbedingungen. Aber es gilt „nun mal“ und so wird in Deutschland immer wieder darüber diskutiert ob „wir“ nicht „zuviel Krankenhäuser“ haben. Jetzt ist die Corona-Welle im Land mit dem so hochgelobten Gesundheitssystem noch gar nicht richtig angelaufen, da ist die Kapazitätsgrenze schon erreicht (Bericht Monitor 12.3.). 


Die Gründe dafür liegen, wie gesagt, nicht darin, dass es in Deutschland zu wenig Krankenhäuser, (Intensiv-)Betten oder Menschen geben müsste, die im medizinischen Bereich arbeiten könnten. Die Gründe liegen vielmehr in politischen Entscheidungen, wie der medizinische Bereich ausgestaltet sein soll: der Vorgabe, dass auch Krankenhäuser profitabel arbeiten müssen. Deshalb ist es in Deutschland für Krankenhäuser heute ein Problem, Betten für solche Notfälle vorzuhalten (während in den Niederlanden bspw. die Betten in Krankenhäusern wesentlich geringer ausgelastet sind – was übrigens u.a. auch für die wesentlich geringere Ausbreitung von „Krankenhauskeimen“ sorgt). Deshalb wird dann auch dauernd und vor allem am medizinischen Personal gespart. Geringe Löhne und ständig steigende Arbeitsbelastung sorgen dafür, dass Arbeitsplätze in diesem Bereich nicht sonderlich beliebt sind, also „Fachkräfte fehlen“. 
Die schlichte Idee, dass entschieden mehr gezahlt, viel mehr Pflegekräfte ausgebildet und beschäftigt und pro Pflegekraft weniger gearbeitet werden muss in deutschen Kliniken, hilft für das Ziel „Wirtschaftlichkeit“ (Fachausdruck für „Profitablität“) natürlich nicht weiter. Da wirbt der Gesundheitsminister lieber billige Wanderarbeiter in Bosnien, Kosovo und Mexiko ab, die das Lohnniveau hier schön unten halten. Ob die Sprachschwierigkeiten, die die ausländischen Ärzte und Schwestern trotz aller Anstrengungen haben, für einen Krankenhausbetrieb mit geschwächten und alten Patienten vorteilhaft sind, ist dabei ebenso uninteressant wie die Tatsache, dass diese Leute mit ihrer Ausbildung in ihren Heimatländern fehlen.

Was merken wir uns? Eine ganze Menge sog. „Sachzwänge“ in dieser Welt sind Zwänge, die sich aus politischen Vorgaben und wirtschaftlichen Rechnungen der Nutznießer und „Sachwalter“ ergeben. Die politischen Vorgaben, die wirtschaftlichen Rechnungen und die darüber verbreiteten Vorstellungen dieser Gesellschaft zu verstehen und offenzulegen – das ist eine ganz eigene Aufgabe (über die man wenig in der Schule lernt!).